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Game Entwickler- Politik in Europa

 

 Der GAME – Verband vertritt die Interessen der Entwickler von Computerspielen in Deutschland. Mit unserer Arbeit sind wir aber nicht allein in Europa. Kein Wunder, denn das Aufkommen von Entwicklerverbänden ist Bestandteil eines gewissen Normalisierungsprozesses, der auch in den anderen Staaten Europas besteht. In allen großen Staaten Europas sind in den letzten zwei Jahren Computerspielentwicklerverbände entstanden lassen, so in England, Frankreich, Dänemark, Holland und Deutschland. Diese haben sich wiederum zu einer europäischen Föderation zusammen- geschlossen. Am 7. Februar 2005 haben sich diese Verbände erstmalig hier in Berlin auf der Transmediale gemeinsam der Öffentlichkeit vorgestellt. In jedem Land gibt es ähnliche Probleme: Es gibt eine spezifische Gameskultur, die an wirtschaftlicher Bedeutung verliert, aber an kulturelle Bedeutung gwinnt. In kleinen Ländern ist die Situation anders.

Denn auch auf europäischer Eben gibt es Aktivitäten. Grundsätzlich ist ja der europäische Diskurs von Deregulierung geprägt. In vielen Sektoren ist das ja auch sinnvoll nationale Regulierungen zu Harmonisieren, um Marktzutrittsschranken im innereuropäischen Wirtschaftsraum abzubauen. Glücklicherweise besteht jedoch auch die Überzeugung, dass in den Netzwerkökonomien die Skaleneffekte zu großen Wettbewerbsproblemen führen können. Daher ist die europäische Vorstellung im Mediensektor nicht von dieser Deregulierungswut geprägt. Hier wird eher klassisch operiert und dies wird – sehr vernünftig – mit Bezügen zur kulturellen Diversität, zur deomkratischen Tradition der Mitgliedastaaten und dem sensiblen Verhältnis von wirtschaftlicher Macht und kultureller Hegemonie im Mediensektor begründet. Also: Im Mediensektor gelten andere Regeln.

Wie in Deutschland gibt es einen kulturpolitischen und einen innovationspolitischen Diskurs. Der kulturpolitische Ansatzpunkt ist das Media Plus Programm, dass im Prinzip schon heute für die Entwicklung von Multimediainhalten offen steht. Es gibt auch eine Reihe von Spieleprojekten, die hier gefördert wurden. So flossen im letzten Jahr 66 % der Media Plus Gelder, die nach Dänemark bewilligt wurden in Game- Projekte. Wir begleiten nunmehr das Media Plus Programm in seiner Reform aktiv und versuchen Einzelpunkte so zu verändern, dass sie besser auf das Media Plus Programm passen.

Wichtig ist auch der innovationspolitische Bereich. Neu ist unser Engagement im Bereich der Diskussion um das Forschungs- Rahmenprogramm der EU. Gerade große Unternehmen tun sich ja bekanntlich mit Innovationen sehr schwer. Es ist viel einfacher kleine, innovative Unternehmen zu kaufen als selbst Innovationen zu entwickeln, wenn man groß ist. Daher ist es so wichtig, dass gerade auch kleine und mittlere Unternehmen aus der Speielentwicklung hier eingebunden werden. In dieser Debatte fällt auf, dass wie bei einem Tanz um das goldenen Kalb alle Inhaltemittler, wie Telefon- Gesellschaften oder Fernsehanstalten den Dialog mit der Inhaltesseite anbieten. Andererseits sitzt außer uns niemand auf dieser Inhaltesseite. Dabei wäre gerade auch im Bereich der Entwicklungssoftware einiges zu gestalten. Software ist im Wesentlichen deshalb stark, weil sie von Vielen benutzt wird. Auf die technologische Innovationskraft kommt natürlich an, aber zugleich kann man eine solche Lösung auch als einen Standard begreifen, eine politische Vereinbarung also. Wenn es hier gelänge einen europäischen Standard zu entwickeln, dann wären wir schon viel weiter. Wir müssen es nur tun.

Game Face 2005